Kein Ende in Sicht
"Früher, vorm Krieg, da war alles noch besser!", würde meine Oma sagen. So wie unsere Eltern in ihrer Kindheit lebten, und das ist noch garnicht solange her, können wir uns das heute nur schwer vorstellen. Viele von ihnen haben ihren Heimatort oder -land nie verlassen, kannten keine Fremdsprachen, geschweige denn ausländische Güter und Artikel. Andere Kulturen und Speisen waren ihnen fremd, und so mussten sie sich mit dem begnügen, was sie ohnehin nur kannten. Dabei ist die Ein-Waren-Welt so simpel wie ihr Name schon verrät. Die Welt wird von alltäglichen Produkten, die Global an den Mann gebracht werden, verbreitet und so vereinfacht, sodass jeder die Möglichkeit hat, seinen Nutzen daraus zu ziehen. Normiert wurde dies mit der Einführung des Euros 1999, der den Menschen in der EU fortan ermöglichte, risikolos und einheitlich zu handeln, über die Landesgrenzen hinaus. Mit dem Internet kam auch der Wille nach der Abwicklung von Bankgeschäften bequem von Zuhause aus, mit SEPA, einem Überweisungsverfahren zur Vereinheitlichung von bargeldlosen Zahlungen, neuerdings auch der Wille nach einem schnellen und effektiven Standard für Bürger der Europäischen Union. Das drückt den Preis von Transaktionsgebühren, sodass die Kaufkraft steigt. Beispielsweise können wir uns über den Onlineshop von Abercrombie eine ganze Garderobe bestellen, obwohl es kein physisches Geschäft in Wien gibt - wir bestellen nurmehr nach Aussehen und Präsentation des Kleidungsstücks auf der Internetseite, anhand eines Bildes. Klar gibt es Vorteile einer globalen Kultur, das beinhaltet genauso den Englischunterricht ab der Grundschule, und das schon seit Jahrzehnten. Wir werden durch internationale Medien beeinflusst, empfangen mit internationalen Sendern in vielen verschiedenen Fremdsprachen, und für uns Europäer ist dies ganz normal geworden, dass wir uns unsere Lieblingsserien in Originalton, meist Englisch, anschauen. Das trägt eine immensen Bewegungsfreiheit mit sich. Natürlich gefällt mir diese Entwicklung, zu einer einfacheren Gesellschaft und Handhabung mit Alltäglichem, jedoch gibt es auch einige Nachteile. Der Preiskampf unter Ländern hat schon längst Überhand genommen. Überall muss der Preis gedrückt werden, so gut es geht. Der Import von Lebensmitteln zum Beispiel geschieht ja nicht erst seit gestern. Eine in Österreich produzierte Milch ist teurer, als eine in Deutschland produzierte, abgepackte und nach Österreich importierte Milch. Das schwächt die Wirtschaft in der Heimat und den Arbeitsmarkt. Unter anderem um dem entgegenzuwirken, hat man angefangen, Gebühren auf die Einfuhr zu erheben, heute bekannt als Zölle.
Diese Europäisierung, die Vereinheitlichung von Prozessen, von Erzeugnissen, kann jedoch auch erschreckend wirken. Auf Grund dessen durchleben Viele eine Rückbesinnung auf die lokalen kulturellen Traditionen, Sprachen, auch Glokalisierung genannt. Dadurch schließt sich für mich hier der Kreis, denn eine Kultur kann nie aussterben, solange es eine Rückbesinnung infolge der Wiederfindung des Nationalbewusstseins gibt. Dazu gehört genauso die Wertschätzung österreichischer Produkte und Gastronomien wie die Veranstaltung von Steirerfesten jedes Jahr am Rathausplatz. Jedoch ist der Erhalt "österreichischer" Werte und Traditionen nicht wichtiger als die Kulturen der Immigranten. Sie sind für viele Staaten unablässlich und bilden die Basis zum Zusammenleben auf so engstem Raum wie in Wien. Ein Land kann eben nur von bunter Vielfalt leben, auch mal abseits von Kulturen, Traditionen und Werten. Das beste Beispiel dafür ist die Schule. Politische Veränderungen im Mutterland, Auflösung von Grenzen und Entstehung neuer Länder und Kulturen - das sind Ereignisse, die Menschen nachhaltig beeinflussen und verändern. Egal welche Generation, Geschichte wird immer weitergegen. Auf der eigenen Sprache in fremder Heimat, mit Dialekt, mit unbegrenzten Reisemöglichkeiten und unbeschränktem Wohnortwechsel ist es praktisch unmöglich, eine Kultur aussterben zu sehen - ganz im Gegenteil: Es vermischen sich viele andere und neue Kulturstile miteinander und bilden so länderübergreifend Hybridisierungen.
Ich selbst jedenfalls bin zu 100% nicht reinrassig, und wo sollte auch das Problem dabei liegen. Eine Gesellschaft lebt davon, so viele verschiedene Menschen wie möglich zu "beherbergen", trotzdem muss jedes Individuum die gleichen Rechte und Freiheiten besitzen. Ich als Deutsch-Ungar bin genauso eine Bereicherung für Österreich wie jeder andere Staatsbürger auch. Und das sollte auch für meine Kultur, für meine Sprache, für meine Traditionen gelten, die ich hier in Österreich praktizieren möchte.
Beantwortung der Fragen: sehr ausführlich
Inhaltliche Auseinandersetzung mit den Fragen: sehr ausführlich
Persönliche Auseinandersetzung mit den Fragen: sehr ausführlich
Persönlicher Kommentar:
Beim schreiben ist mir das Thema leichter vorgekommen, als ich über die erste Frage nachgedacht habe. Ich tu mich selber schwer bei persönlichen Texten und möchte aber trotzdem objektiv bleiben. Dass das unmöglich ist habe ich jetzt verstanden. Die ersten Fragen fande ich schwer zu beantworten, bin dann aber wie in Trance verfallen und habe mich beim Schreiben einfach von meinen Fingern überraschen lassen. Es ist jedenfall nicht so schlecht geworden wie ich anfänglich dachte. Ich habe alle Fragen beantwortet, wobei ich jedoch nach der Gliederung im Kapitel "Globalisierte Kultur" (Kompass 7/8, S.208) vorgegangen bin. Ich denke, so kann man die Themenstellung übersichtlicher erfassen und meine Meinung kristallisiert sich deutlicher heraus.
Lieber Akos,
AntwortenLöschenIch finde deine Auseinadersetzung sehr interessant zu lesen! Du hast dich ausführlich mit den Fragen auseinander gesetzt und deine persönlichen Erfahrungen einfließen lassen (auch wenn dir das zu Beginn zumindest schwierig vorgekommen ist)! super gemacht!
Vielen Dank Frau Prof.
AntwortenLöschenDas "bloggen" wird mir fehlen... :)