Indien
Die Probleme :
• Frau als Objekt angesehen
• 50% Analphabeten,
• ungenügender Zugang für Unterprivilegierte zu: Bildung, Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung,
• die - besonders in ländlichen Gebieten – herabwürdigende Stellung der Frau in der Gesellschaft,
• Abtreibung weiblicher Föten,
• die nach wie vor praktizierten Witwenverbrennungen,
• Korruption
• Misswirtschaft
2 Beispiele
1.) Massenvergewaltigungen
WARUM ?
Stammes- und Kastenräte gibt es in Indien seit Jahrhunderten und haben vor allem im Norden des Subkontinents einen starken Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Regelmäßig verhängen sie für bestimmte moralische Verfehlungen harte Strafen. Die Anführer solcher Gemeinschaften genehmigen auch Morde an jungen Pärchen, die außerhalb ihrer Kaste oder ihrer Religion heiraten oder gegen andere soziale Normen verstoßen.
Wieder schockt der Subkontinent die Welt mit Brutalität gegen Frauen: Mit einer Vergewaltigung durch mehr als zehn Männer musste eine 20-jährige Inderin ihre Beziehung zu dem Angehörigen eines anderen Stammes büßen.
Eine junge Inderin soll auf Befehl des Dorfvorstehers von etwa einem Dutzend Männer vergewaltigt worden sein. Die Tat sei eine Strafe gewesen, weil die 20-Jährige eine Beziehung zu einem Mann außerhalb des eigenen Stammes in Westbengalen hatte, sagte Polizeisprecher Prasanta Chowdhury. Die Polizei habe 13 Männer festgenommen, darunter den Stammesältesten. Die junge Frau verlor nach Angaben lokaler Medien viel Blut und wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Zunächst umgerechnet 300 Euro Geldstrafe
Der Dorfvorsteher rief nach Polizeiangaben am Montag einen Rat aus Gemeindemitgliedern auf dem Dorfplatz zusammen, nachdem die junge Frau mit ihrem muslimischen Freund gesehen worden sei. "Das Mädchen und ihr Liebhaber wurden an zwei Bäume gebunden und der Rat entschied, dass die beiden wegen ihrer Affäre jeweils 25.000 Rupien (etwa 300 Euro) Strafe zahlen müssen", sagte Chowdhury weiter.
Indien: Erinnerung an Vergewaltigungsdrama (29.12.2013)
Als die Eltern der Frau erklärten, sie hätten das Geld nicht, und der junge Mann um mehr Zeit bat, habe der Dorfvorsteher die Vergewaltigung angeordnet. Daraufhin sollen Mitglieder der Dorfgemeinschaft die Frau in eine Hütte geschleift haben und über sie hergefallen sein. "Auf seine Anweisung hin haben mich zehn bis zwölf Männer am laufenden Band vergewaltigt, darunter mehrere aus einer Familie. Ich konnte nicht zählen, wie oft", sagte die junge Frau dem Nachrichtensender NDTV. Mitglieder der Dorfgemeinschaft bestritten demnach, dass die Tat geschehen sei.
2.) Analphabetismus in Indien
Noch immer können 35% der Inder nicht lesen und schreiben. Wie lässt sich Analphabetismus ausmerzen, der in jahrhundertealter Ungleichheit, Armut und Diskriminierung wurzelt?
1901 waren nur etwas mehr als 5% und 1950 rund 16% der indischen Bevölkerung des Lesens und Schreibens kundig, heute hingegen liegt die Alphabetisierungsquote bei 65,4%. Im Zeitraum 1950/1951 besuchten nur 32% der Kinder im schulpflichtigen Alter eine Grundschule. Heute nehmen über 80% am Schulunterricht teil. Trotz dieser immensen Fortschritte zählen noch immer – in absoluten Zahlen ausgedrückt - mehr als 304 Millionen Inder (in der Altersgruppe 7+) zu den Analphabeten.
Eine Alphabetisierungskampagne ohnegleichen
1988 brachte die Regierung die National Literacy Mission (NLM) auf den Weg; Ziel dieser Alphabetisierungskampagne war die funktionale Alphabetisierung aller 15- bis 35-Jährigen bis zum Jahr 2005. Bis zum Jahr 2005 hatte das Programm 529 der insgesamt 588 Distrikte erfasst und verzeichnete 125 Millionen Lernende in weiterführenden Bildungsmaßnahmen sowie 12 Millionen Freiwillige. Durch das Programm konnten 98,15 Millionen Erwachsene alphabetisiert werden. 61% der Lernenden sind Frauen und 36% zählen zum Kreis der benachteiligten Gruppen und Kasten.
WIE?
Wesentlich für den Erfolg des Programms waren die Übertragung der Zuständigkeiten an die örtlichen Behörden, die Betonung des „ständigen Lernens“, der Wille, mehr zu vermitteln als nur elementare Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse, eine Optimierung der Reichweite durch umfassende Einbindung der NRO und die Inanspruchnahme von IKT, Medien, Banken und Privatunternehmen, um Jugendliche und Erwachsene und auch Kinder außerhalb der Schule zu erreichen. Das Engagement der Freiwilligen und ein gebietsbezogener, zeitgebundener und kontextbezogener Ansatz, der die jeweiligen Sprachen vor Ort berücksichtigte, waren weitere Erfolgsfaktoren.
Und trotzdem lässt der Staat die Menschen zu sehr im Stich
Was derzeit den öffentlichen Diskurs in Indien prägt, ist die Forderung von Politikern und Wissenschaftlern, die wissenschaftliche und technologische Entwicklung in Indien voranzutreiben, damit das Land im globalen Wettbewerb bestehen kann. Indische Wissenschaftler und Politiker haben Projekte und Institutionen auf den Weg gebracht, die dazu dienen sollen, die Massen durch den Zugang zum Wissen und durch Bereitstellung computergestützter Wissenssysteme in indischen Dörfern an die mündige Selbstbestimmung heranzuführen.
Ironischerweise geht die Institutionalisierung der Alphabetisierung damit einher, dass die elementaren, für die Demokratie grundlegenden Institutionen – der Verwaltungsapparat, die Politik und das staatliche Schulwesen – die Menschen im Stich lassen. In den staatlichen Schulen beispielsweise erscheint jeder vierte Lehrer nicht zur Arbeit; der Staat sollte jedoch nicht aus der Verantwortung entlassen werden, für die verfassungsmäßig verbriefte Vermittlung von Grundbildung und Grundfertigkeiten zu sorgen.
Was verbessert werden muss..
Was in Indien einer radikalen Umgestaltung bedarf, ist die „Organisationskultur“. Die derzeitige Fixierung auf die statistische Evaluierung der Alphabetisierung, die geringe Toleranzschwelle bei Fehlern und Misserfolgen und die übermäßige Gewichtung schriftlich formulierter Gedankengänge müssen abgeschafft werden... Dies alles wird in Zukunft nichts mehr bringen; dies gilt umso mehr angesichts einer Situation, in der die Alphabetisierung eng mit Faktoren wie Armut, ungleicher Beteiligung an gesellschaftlich relevanten Entscheidungsprozessen und Ungleichheit beim Zugang zu den Ressourcen verbunden ist. Von Nöten wäre eine umfassendere Verflechtung von oraler und schriftlicher Kommunikation, denn nur unter dieser Voraussetzung kann sich ein echter Dialog zwischen unterschiedlichen Formen des Wissens entwickeln, der auch spezifisch lokales und traditionell verwurzeltes, einheimisches Wissen einbezieht. Wichtig ist, zu erkennen, dass die Analphabeten, die als unfähig wahrgenommen werden, für sich selbst zu sorgen, in Wahrheit das Rückgrat der Wirtschaft darstellen und mit ihren produktiven Fähigkeiten und Fertigkeiten die expandierende kapitalistische Wirtschaft tragen. Es geht also darum, vollkommen neu zu bestimmen, wer zur Gruppe der so genannten „Analphabeten“ und wer zur Gruppe der „Alphabetisierten“ zu zählen ist. Bei allem ist natürlich die Bedeutung nicht zu unterschätzen, die staatliche und nicht-staatliche Alphabetisierungsmaßnahmen in der Vergangenheit zukam und auch heute noch zukommt.
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